Plitsch.
Platsch.
Plitsch. Platsch.
Plitsch. Platsch. Plitsch. Platsch.
Ich seufzte und lehnte meine linke Wange gegen die Fensterscheibe. Eine angenehme Kühle machte sich langsam breit, während ich meine Sicht vom verdunkelten Himmel Richtung Boden richtete. Nach und nach fielen mehr und mehr Tropfen auf die Blätter der Rosen, die Ethan vor Jahren angepflanzt hatte. Mehr schlecht als Recht hielt ich diese am Leben und hatte mir dank meiner Tollpatschigkeit schon die ein oder andere feine Narbe eingefangen. Vor meinem inneren Auge sah ich wie ich lachend durch den Garten rannte und mich hinter einem Baum vor ihm versteckte. Als ich hinter diesem hervorlinste, sah ich wie er auf mich zulief. »Na warte!«, rief er und versuchte, bedrohlich auszusehen. In der linken Hand mit einer Wasserpistole gewappnet, mit der er auf mich zielte. In der rechten seine Jacke, die ich mit der Wasserpistole in meiner rechten Hand in Mitleidenschaft gezogen hatte. Doch sein breites Grinsen verriet ihn. Wir waren gerade frisch ins Haus gezogen und während dem Auspacken der Kartons war ich auf die Wasserpistolen aus meiner Kindheit gestoßen.
»Mommy?« Ich blinzelte mehrfach, als ich langsam wieder ins Hier und jetzt zurückkehrte und wischte mir mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen. Mit einem strahlenden Lächeln drehte ich mich um und blickte auf meine 5-jährige Tochter hinab. Sie rieb sich verschlafen mit der Faust über ihr Auge, in der linken Hand hielt sie ihr Lieblingskuscheltier. Er war ein grauer Hase, den sie seit sie laufen konnte stehts bei sich trug. Da sie ihn lediglich an seinem Ohr festhielt, schleifte er leicht über den Boden.
»Kannst du nicht schlafen, mein Liebling?« Ich erhob mich von dem Fenstersims und nahm Grace in den Arm, bevor ich sie hochhob. Ich trug sie in Richtung ihres Kinderzimmers, das direkt neben meinem Schlafzimmer lag.
»Ich habe von Daddy geträumt«, begann sie zu erzählen. Sie kannte sein Gesicht lediglich von Bildern. Als er starb, war sie erst zwei gewesen. »Er hat gesagt, dass er uns ganz doll lieb hat und das Luke doof ist.«
Ich musste schmunzeln. »Hat er wirklich gesagt, das Luke doof ist?« Ich betrat ihr Zimmer und setze sie vorsichtig auf ihrem Bett ab. Dann kniete ich mich vor sie, um mit ihr auf einer Augenhöhe zu sein.
Sie schaute nachdenklich auf ihr Kuscheltier, bevor sie meinen Blick trotzig erwiderte. »Nein, aber er ist doof. Er hat Prinzessin Leia vor mir versteckt und wollte sie mir nicht wiedergeben. Er hat gesagt, er weiß nicht, wo sie ist. Obwohl ich ganz genau weiß, dass er sie hat.«
Luke hatte für Prinzessinnen noch nie etwas übrig gehabt und war einzig und alleine von Motorrädern besessen. Ich beugte mich nach vorne und hatte nach wenigen Sekunden besagte Puppe unterm Bett hervorgezogen. Ich strich ihr leicht zerzaustes Kleid glatt und legte sie neben Grace auf dem Bett ab. Ihr Mund formte sich zu einem betretenen »Oh«.
Sie hielt einen Moment inne, seufzte und verschwand unter der Bettdecke. »Ich entschuldige mich morgen bei ihm.«
»Danke, mein Schatz.« Ich stand auf, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und wünschte ihr eine Gute Nacht.